Cranio Mandibuläre Dysfunktion – CMD

Funktionsstörungen des Kiefergelenks (Cranio Mandibuläre Dysfunktion – CMD) zählen zu den häufigsten Erkrankungen in der Zahnmedizin und können zu zahlreichen Problemen führen, unter denen die Lebensqualität erheblich leidet. Kopf-, Nacken- und Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen, aber auch Schwindel, Tinnitus, Bewegungseinschränkungen und vieles mehr können ihre Ursachen in einer Funktionsstörung haben. Oftmals haben Patienten mit solchen oder ähnlichen Beschwerden eine jahrelangen Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich, bis endlich die richtige Diagnose gestellt wird.

Die CMD ist ein äußerst komplexes Krankheitsbild, und die Zusammenhänge zwischen dem Kauapparat und anderen Körperregionen sind gerade für den medizinischen Laien nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Um Ihnen das Thema CMD verständlich zu erklären und Ihnen genau zu erläutern, mit welchen Methoden die Erkrankung diagnostiziert und behandelt werden kann, wurde diese Broschüre entwickelt.

Für Ihre Fragen oder Wünsche stehen wir Ihnen natürlich gern in einem persönlichen Gespräch zur Verfügung. Bitte sprechen Sie uns an. Wir nehmen uns Zeit für Sie.

Symptome
Die Cranio Mandibuläre Dysfunktion (CMD) beschreibt eine Fehlfunktion im Zusammenspiel von Ober- und Unterkiefer, der Kiefermuskulatur und der Kiefergelenke. Sie ist ein äußerst komplexes Krankheitsbild, das in aller Regel nicht durch die einzelnen, sondern durch mehrere Faktoren ausgelöst wird, die das Kausystem unterschiedlich stark belasten. Medizinisch spricht man hier von einem multifaktoriellen Geschehen.

Ursachen
Zusätzliche Verstärker sind zudem nicht selten auch belastende Lebensbedingungen und Stress. Stressig ist eine Situation immer dann, wenn verschieden Reize bestimmte Veränderungen im Körper hervorrufen. Typische Stress-Symptome sind Herzklopfen, steigender Blutdruck und heftige Atmung. Aber auch die Muskelspannung erhöht sich unter Stress. Ein erhebllicher psychischer Druck wird an den Zähnen abgeleitet. Dabei werden teilweise Kräfte von bis zu 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter freigesetzt. Das entspricht vier Säcken Zement, die auf einen einzelnen Backenzahn drücken. Redewendungen wie „sich durchbeißen müssen“ oder „die Zähne zusammenbeißen“ sind allgemein bekannt und kommen nicht von ungefähr. In Stresssituationen sind Kaumuskulatur und Kiefergelenke pausenlos in Aktion. Durch das Knirschen und Pressen der Zähne (med. Bruxismus) wird die Zahnsubstanz regelrecht herunter geraspelt. Der harmonische Bewegungsablauf im Kiefergelenk wird gestört.

Auslöser einer CMD
• Fehlbiss
• Zahnfehlstellungen
• Verlust von Zahnsubstanz (z. B. durch Knirschen)
• Fehlerhafte Kieferlage
• Haltungsschwächen (z. B. Beckenschiefstand)
• Überbelastung/Stress

Einfluss der Nervus trigeminus
Für eine gezielte Diagnostik der CMD und Ihrer Symptome ist es wichtig, auch Erkenntnisse und Zusammenhänge aus dem Bereich der funktionellen Neurophysiologie einzubeziehen.

Verschaltung des Nervus trigeminus
Um die Ursachen der CMD besser verstehen zu können, ist es notwendig, sich mit dem weiteren Verlauf des Gesichtsnervs zu beschäftigen.

Begleitsymptome einer CMD
Funktionsstörungen des Kiefergelenks sind eine Erkrankung mit weitreichenden Folgen. Probleme können vom Kopf abwärts bis in den Bereich der Beine auftreten. Nicht wenige Patienten haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bis endlich die Diagnose CMD gestellt wird und eine entsprechende Therapie in die Wege geleitet werden kann. Oftmals werden CMD-Patienten am vermeintlichen Schmerzort behandelt, nicht jedoch am Ursprungsort des Schmerzes. Das heißt, dass nur Symptome therapiert werden (z. B. Spritzentherapie bei Rückenschmerzen oder medikamentöse Therapie bei Kopfschmerzen bzw. Migräne), nicht jedoch die Ursache der Beschwerden.

Tinnitus/Schwindel
Bei vielen Patienten, die an Tinnitus oder Schwindel leiden, ist eine nicht korrekte Bisslage Mitverursacher der Beschwerden.

Verspannung der Hals-, Nacken- und Schultermuskulatur
Neben Kopfschmerzen sind Nacken- und Rückenschmerzen die am häufigsten durch eine CMD ausgelösten Beschwerden. Wie kommt es, das eine Fehlstellung des Kiefergelenks zu schmerzhaften Verspannungen in der Muskulatur führen kann?

Arbeit im Therapeutennetzwerk
Wie bei jeder Erkrankung gibt es auch bei der Behandlung von Funktionsstörungen keine Pauschallösung. Um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen, müssen in vielen Fällen neben dem Kieferorthopäden auch Spezialisten anderer Fachrichtungen in die Diagnostik und Therapie einbezogen werden. CMD ist eine Krankheit, die ein interdisziplinäres Vorgehen erfordert, also eine enge Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Fachbereiche, die ein gezieltes und aufeinander abgestimmtes Behandlungskonzept sicherstellen.

Diagnostik
Mit der klinischen oder auch manuellen Funktionsanalyse wird das Zusammenwirken von Zähnen, Muskulatur und Kiefergelenk untersucht und die Funktionstüchtigkeit des Kausystems ermittelt.

Nach einer ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) werden durch spezielle Untersuchungen und Muskeltests die Entstehung und der Mechanismus von Fehlfunktionen des Kiefergelenks überprüft und der Schweregrad der Kiefergelenkserkrankung festgestellt.

Alle Gelenke und Muskeln, die beim Kauprozess mitwirken, werden abgetastet und bewertet. Überprüft wird bei der klinischen Funktionsanalyse
• Korrektheit der Verzahnung
• Grad der Mundöffnungsfähigkeit
• Seitabweichung des Unterkiefers beim Öffnen
• Gelenkknacken
• Elastizität des Gelenkzwischenraumes

Diese Untersuchung bringt wichtige Informationen über eine eventuelle Lageabweichung des Unterkiefers. Für die exakte Therapieplanung muss sie jedoch durch die instrumentelle Funktionsanalyse ergänzt werden.

Mit der instrumentellen Funktionsanalyse gewinnt man ein genaues Bild des Zusammenspiels von Zähnen und Kiefergelenken. Die Lage der Kiefer im Schädel, die Bewegung der Kiefergelenke und die Stellung der Zähne zueinander werden präzise analysiert.

Mit modernen Messgeräten lassen sich auch minimale Bewegungen des Unterkiefers genau aufzeichnen und eventuell vorhandene Störungen im Bewegungsablauf des Unterkiefers erfassen.

Den ersten Schritt im Rahmen der instrumentellen Funktionsanalyse bildet die exakte Vermessung der Kiefergelenke. Zunächst werden Abdrücke vom Ober- und Unterkiefer genommen, aus denen formgetreue Kiefermodelle gefertigt werden.

Dann werden mit einem speziellen Aufzeichnungsgerät, dem Gesichtsbogen mit Zentrikbiss, die Gelenkpositionen und Bewegungsbahnen des Unterkiefers genau vermessen (Axiographie). Der Gesichtsbogen wird an beiden Seiten der Ohröffnung sowie am Nasenrücken befestigt und greift die angenommene Gelenkachse ab.

Mit einer Bissgabel werden die Konturen der Oberkieferzähne abgeformt. Anschließend wird mit dem Gesichtsbogen die individuelle räumliche Beziehung des Oberkiefers zum Schädel und zu den Gelenken ermittelt.